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Nudeln - Das Glück der Einfachheit

Hauptakteur Nudel - Das Glück der Einfachheit

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Was ist Glück? Die Aufwallung der Hormone, wenn man sich verliebt? Die romantische Verklärung eines in Blech und Chrom gehämmerten mobilen Traumes? Oder die aufflammenden Lustgefühle beim Anblick einer dampfenden Portion feiner Pasta, auf der gerade ein ordentliches Stück Safranbutter, ein Esslöffel Trüffelöl oder würziger Gorgonzola in der Größe einer Kinderfaust schmilzt? Feinschmeckern dürfte die Wahl nicht schwer fallen: Pasta - der Lichtblick in schwermütigen Jahreszeiten, der geschmackvolle Fröhlichmacher für alle Tage, die lüsterne Ahnung vom Himmel auf Erden.

Mamma Sophia schöpft die Pasta aus dem heißen Kochwasser, schwenkt sie mit gekonntem Hüftschwung in brodelnder Tomatensauce, reibt mit flinken Fingern Parmigiano darüber und verteilt die duftende Labsal auf die Teller der vielköpfigen Familie, die sie andächtig beobachtet. Ein Akt der schweigenden Vorfreude, bis alle genüsslich schmausen und Mamma Sophia zufrieden schmunzelt.

Im Land der tausend Nudelsorten lässt sie es sich nicht nehmen, ihren ausschließlich aus Hartweizengrieß, Quellwasser und bestem oglio vergine bestehenden Pastateig von Hand nach der Tradition ihrer Ahninnen über eine halbe Stunde lang zu kneten und dann nicht mit der Nudelmaschine, sondern mit der Chitarra, einem hölzernen Kücheninstrument, das einem Zupfinstrument mit eng gespannten Saiten ähnelt, fein zu zerteilen.

Kein Tag ohne Pasta! Mamma Sophia macht wenig Aufhebens um den sugo: Reichlich erntefrische Fleischtomaten, würzige Kräuter, fein gehackte luftgetrocknete Wurst oder Sardellen, mal Kapern, magerer Speck, Pilze oder Auberginen - was die Vorratskammer so hergibt - mit viel Geduld sämig reduziert - fertig ist die nüsternblähende Kreation.

Pasta sind der schlagende Beweis, dass ohne viel Aufwand und ohne kostspielige Zutaten Gaumen und Magen in Verzückung versetzt werden können, sobald Qualität im Spiel ist, die Teigware nobel, das Gemüse pflückfrisch, der Käse reif, und das grüngolden schimmernde Öl pur genossen werden kann.

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Unangefochten pur - Aglio olio
Knoblauchscheiben und Peperoniwürfel in reichlich Olivenöl dünsten, unter die heiße Pasta mischen, etwas Kochwasser zufügen, mit Petersilie, schwarzem Pfeffer und Parmesan bestreuen. Einen Klacks Olivenöl obendrauf.

Mamma Sophias Lieblingsgericht - so schlicht wie genial
Spaghetti in reichlich Salzwasser al dente kochen. Abgezogene Knoblauchscheiben, einen Teelöffel Oregano und gewaschene Sardellen in einer dickwandigen Kasserolle hellbraun rösten, bis die Sardellen sich auflösen. Ganze gehäutete Tomaten 30 Minuten sanft mitschmoren, mit einem Kochlöffel zerteilen und mit Salz und einem Schuss Balsamico abschmecken, zehn Minuten ziehen lassen. Pasta abtropfen lassen, sofort in die heiße Sauce geben, gut vermengen, mit frischem Pfeffer, Petersilie und Pecorino würzen.

Tipp
: Hochwertige Konserventomaten sollen noch mehr Lycopin haben - eines der stärksten Antioxidantien der Natur - als frische.

Variante: Nerone
Schalotten, Knoblauch, Peperoncini-Würfel in Öl anschwitzen, mit Tomatensauce aufgießen, abschmecken. Abgetropfte Pasta darin so lange mitköcheln, bis sie sich mit der Sauce verbunden hat. Ein Stück kalte Butter und hauchdünn gehobelte rote Zwiebeln darüber geben.

Magenschmeichler und Seelentröster - einfach & fix

Nudeln machen glücklich, definitiv. Das Glückshormon Serotonin, Glukose und Stärke überfluten unser Gehirn und legen es für einige Zeit lahm, das unwillkürlich-einfältige Grinsen auf Genießermienen sollte man nur als Wohlbehagen deuten. Die frühesten Nudeln im Mittelmeerraum - dass sie ursprünglich aus China kommen, weist der italienische Nationalcharakter vehement von sich - wurden altgriechisch makarios genannt - Maccharoni - und das bedeutet: selig, zufrieden, glücklich. Mamma Sophia liegt das Wissen über die Nudel im Blut.

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Auch ihre Küchentipps widerlegen die eine oder andere Regel, die hierzulande gültig ist:

  1. Pro Hundert Gramm Pasta einen Liter Wasser in den Pastatopf geben, genug Spielraum lassen für temperamentvoll aufschäumende Spaghetti
  2. Erst wenn das Wasser kräftig brodelt, pro Liter einen Kaffeelöffel Salz zugeben, erneut aufkochen.
  3. Kein Öl ins Nudelwasser! Die Fettschicht verhindert die innige Verbindung von Nudel und Sugo.
  4. Nudeln erst jetzt ins Wasser gleiten lassen, Spaghetti wie einen Fächer auseinander fallen lassen, leicht nachdrücken, gut umrühren.
  5. Nicht zerkochen - Bissfest!
  6. Nie mit kaltem Wasser abschrecken, sondern mit einem guten Metallsieb herausschöpfen, abtropfen lassen.
  7. Ein Stück kalte Butter erhöht die Bindungsfähigkeit, Pasta in der Sauce schwenken.
  8. Ein Schuss Kochwasser verlängert den Sugo. Relation: Höchstens ein Drittel Sugo, gut zwei Drittel Nudel!

Prima Pasta für Papa Benedetto

Nach dem deutschen Eiernudelskandal der 80-er Jahre entdeckten  die deutschen Verbraucher ihre Liebe für die italienische eifreie Hartweizennudel. Eigentlich war sie ja schon im Gepäck der ersten Italienurlauber der Nachkriegsjahrzehnte über die Alpen gewandert. Als Nudeln noch vorzugsweise als Beilage zu schweren Bratenstücken oder saucenreichen Fleischtöpfen auf den Tisch kamen, war die Qualität des Saucehäufelns die hervorragendste Eigenschaft der deutschen Eiernudel.

Ihren Ruf als Dickmacher verdankte sie pampigen Mehl- und Sahnesaucen und einem Zuviel an Zutaten, mit denen wir hierzulande eine zarte Teigware zu beerdigen wussten. Feine Konsistenz und ursprünglicher Eigengeschmack gingen genauso unter wie die neue Leichtigkeit einer modernen Naturküche, die sich auf einige wenige, mit Bedacht gewählte Zutaten beschränkt.

Wird der Nudelmarkt in Deutschland von Lebensmittelkonzernen dominiert, leben in Italien kleine regionale Pastaproduzenten sehr gut mit ihrem traditionellen Nudelsortiment nach altbewährten Rezepten, die meist in Feinkostläden abwandern. Auch il papa bezieht den Bedarf des Vatikanhaushalts von einem Familienunternehmen aus den Abbruzzen: Jeweils 100 kg Fettucine, Pappardelle, Taglierini, Sagnarelli und Penne sollen es sein. Monatlich. Madonna! Que buongustaio!

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Eine schrecklich schmackhafte Familie!

480 Nudelarten hat man in einer Nudel-Ausstellung im Baseler "Haus der Form" einmal gezählt und vermutlich sind es noch weit mehr. Für alle, die bei ihrem Lieblings-Italiener ins Grübeln kommen: Nudeln, die auf -ine oder ini enden (spaghettini, capellini) sind klein oder lang und schmal, alle auf -oni (rigatoni) groß und zum Füllen geeignet (cannelloni)  und auf -elle (papardelle, tagliatelle) breitgebaut. Rigate sind geriffelt und lisce glatt. Vermicelli - Fadennudeln liegen im brodo, in der Brühe. Aber was sind lasagnette, maltagliati, orchiette, linguine, maccheroncini, bavette oder conchiglie? - Mutig bestellen und genießen!

Hat man noch nicht das Geschick von Mamma Sophia, die pasta secca quasi aus dem Ärmel schüttelt, bedient man sich besser mit einem hochwertigen Fertigprodukt. Hartweizennudeln passen vorzüglich zu Gemüsesaucen, Fisch und Meeresfrüchten. Selbstgemachter Nudelteig mit seiner ei-bedingt weicheren Konsistenz findet sich als Bandnudel und Teigtasche wieder und hat Lust auf Füllungen und gehaltvollere Saucen.

Teigtipps

  1. Qualität und Ausmahlungsgrad des Mehls machen die Nudel, Freiland-Eier den Geschmack. Zutaten bei der Teigzubereitung hübsch warm halten
  2. Basic-Teig aus 400 g Weizenmehl 405, 200 Hartweizengrieß, 3 großen Eier, 6 Eigelb, 2 EL Olivenöl, Salz & Pfeffer aus der Pfeffermühle. In das gesiebte Mehl eine Mulde drücken, Eier, Eigelbe, etwas Öl, Salz und Pfeffer hineingeben, vom Rand her nach und nach Mehl einrühren, mit dem restlichen Öl verkneten.
  3. Variationen: 200 g frischen, gehackten und gekochtem Spinat (grün) einmengen oder 2 El Tomatenmark (rot). Safran färbt goldgelb, Pulpatinte schwarz, gemahlene Trockenpilze bräunlich. Der Zusatz von 80 g ungesüßtem Kakaopulver und 30 g Puderzucker macht Nudeln schokoladig, Shrimps-Nudeln gibt’s im Asiashop.
  4. Teigvariante für gefüllte Nudeln (ravioli, tortellini): 500 g Mehl 405, 3 Eier, 2 EL Olivenöl, Prise Salz verkneten. In Klarsichtfolie eine Stunde kühl ruhen lassen, für eine mürbe Konsistenz Teig eingemehlt mit der Nudelmaschine mehrmals dünn ausrollen.
  5. Funktionelles Kochwerkzeug, Nudelholz oder eine Nudelmaschine mit unterschiedlichen Aufsätzen sowie ein hervorragendes Messer gehören zur Grundausrüstung. Kochgeschirr aus Gusseisen und Keramik versteht sich gut mit Pasta.
  6. Frische Pasta sofort verwenden, gekochte Pasta lässt sich einfrieren
  7. Vollwertige Varianten auf dem Vormarsch: Hirse-, Dinkel- und Reisnudeln (glutenfrei)
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Delikate Liebschaften - Die Nudel scheut keine Affäre

Kaum ein anderes Grundnahrungsmittel kann sich derart vielfältiger kulinarischer Facetten rühmen. Die frivole Nudel schmiegt sich jedem Sugo an, kokettiert mit Meeresgetier, flirtet mit Fleisch, Geflügel und Wild und geht mit beinahe jedem Gemüse ein Verhältnis ein. Käse mag sie mild oder würzig, als mild-süße Variante lässt sie sich in Fett ausbacken, mit Haselnüssen bestreuen oder als kartoffelige Schupfnudel in Schokolade wälzen.

Schupfnudeln mit Kaffeesauce (aus der Türkei)
60 g Zucker in einer Pfanne hell karamellisieren, mit 4 cl Whiskey ablöschen, 8 Kardamonkapseln dazugeben und mit 500 ml starkem Kaffee aufgießen, auf ein Drittel einkochen. Schupfnudeln in die Sauce geben, kalte Butter einmontieren. Darüber Crème fraiche und zerkrümelte Kaffeebohnen.

Füllungen gelingen aus Ricotta, Spinat, Pfifferlingen oder Trüffeln, Lachs, Shrimps, Kaviar und Krebs, Schinken oder Hack. Fein ist eine Hühnchen-Gemüse-Füllung: Kräftige Hühnerbrühe herstellen, ausgelöstes Hühnerfleisch, sehr fein gewiegte, gekochte Karotten- und Selleriewürfel mit Eigelben binden, mit Petersilie, Salz, Pfeffer und Muskat würzen.

Tortellini al brodo
Teigplatten in 10 cm große Quadrate schneiden, Füllung mit einem Teelöffel in die Mitte setzen, Ränder dünn mit Eigelb bestreichen, Spitzen diagonal klappen, die Ränder zu einem Dreieck zusammendrücken. In der Hühnersuppe ziehen lassen, mit Staudensellerieblättern und frisch gehobeltem jungen Parmesan bestreuen.

Ihr Äquivalent ist die Nudelsupp’. Ganz früh lernt man sie kennen, nicht selten zusammen mit der Moritat vom Suppenkaspar, die Hühner- oder Rinderbrühe, in der Buchstabennüdelchen oder Sternchen schaukeln. Sie ist der Trost bei Wehwehchen und die mütterliche Verheißung von Zuwendung und Zärtlichkeit. Sobald ihre Aromen unsere Geschmacksknospen streicheln, entfalten sich Fantasien. Ein wenig zeitaufwändig ist sie schon, gutes Fleisch braucht’s auch, aber - mmmh!

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Goethe kam 1787 in Italien auf den Geschmack: "Die Makkaroni, ein zarter, stark durchgearbeiteter, gekochter, in gewisse Formen gepresster Teig von feinstem Mehle, sind überall um ein geringes zu haben".

Goethes Original-Nudelsupp’
200 g fein gebrochene Maccaroni in einem großen Topf nicht ganz fertig garen. Nach dem Abseihen abspülen. Zweieinhalb Liter starke Rinderbrühe aufkochen, Nudeln darin bis zum Siedepunkt weich kochen. Vor dem Servieren mit je 100 Gramm geriebenem Parmesan und Gruyère eine sämige Konsistenz herstellen. Zitronensalbei darüber streuen. - Das Kochfleisch genoss man kalt mit frischen Meerrettichspänen und Kapern.

Der Notvorrat in der Speisekammer

Pasta, Tomatenmark, Dosen - oder getrocknete Tomaten, Kräuter, Olivenöl - und ein dickes Stück Käse sollte man immer im Haus haben. Parmesan war Goethe so unentbehrlich geworden, dass er ihn sich aus Parma nach Weimar schicken ließ. Heute kommt Parmegiano als hellerer und jüngerer Gran Padano auch aus der Emilia und der Lombardei. Aber Parmesan hat käsige Kollegen:

Bel Paese - wie Büffelmozzarella gut zum Gratinieren
Caciocavallo - fett, mild, im Geschmack dem Provolone ähnlich
Fontina - schmilzt dahin in Fondue und Käsesauce
Gorgonzola - Edelpilz-Liebling der Sahnesaucen
Mascarpone - cremiger Rohmilchkäse aus der Lombardei, der Sahne ersetzt
Parmigiano reggiano - der Alleskönner aus Parma, reift mindestens zwei Jahre. Im Stück zusammen mit grobem Meersalz im Plastikbehälter gekühlt mehrere Wochen haltbar.
Pecorino - pikanter Reibkäse aus Schafsmilch
Ricotta - würziger Quark aus Schafsmilch, für Desserts, Nudelfüllungen

Dreierlei Käsesauce
250 g Sahne, 100 ml Milch aufkochen, 200 Gorgonzola- und 100 g Mozzarellawürfel, 50 g geriebenen Parmesan zufügen, eindicken, mit Muskat, Hauch Knoblauch und schwarzem Pfeffer würzen. Variante: mit Haselnusskrümeln.

Auch französische Klassiker wie die Hartkäse Gruyère und Comté, der Weichkäse Marcellin und der Ziegencrottin, der spanische Mantegna und der Schweizer Bergkäse machen sich auf Nudeln breit, gerne im Verein mit Thymian, Oregano, Salbei, Lorbeer, Koriander, Minze und Estragon. Basilikum ist der Knaller im pesto verde.

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Linguini al pesto
Blätter von 2 Bund Basilikum & 1 Bund Blattpetersilie, 3 Knoblauchzehen im Mixer mit 5 El gerösteten Pinienkernen, 150 g frisch geriebenem Parmesan und 100 ml Olivenöl pürieren. Mit Meersalz und frischem Pfeffer würzen, mit weiteren 100 ml Öl tropfenweise zu einer pastosen Konsistenz vermengen. In einem breiten Topf zur heißen Pasta geben, Schuss Kochwasser beifügen, erhitzen, bis das Pesto mit der Pasta verquickt ist. Mit Basilikum bestreuen.

Die Herkunft des verwendeten olio vergine ist Geschmackssache, Hauptsache kaltgepresst. Das kretische mit seinen 3000 Jahren Erfahrung gilt als besonders gesundheitsfördernd und lebensverlängernd. Aber auch fein gesalzene Bressebutter macht Nudeln glücklich.

Ravioli in Salbeibutter
Ravioli nach Anweisung in Salzwasser kochen, Butter erhitzen, bis die Molke goldgelb schimmert. Frische Salbeiblätter dazugeben, leicht anrösten, salzen, mit Parmesanspänen über die Ravioli geben.

Schwarze Tagliatelle mit Hummerbutter
Schwarze Tagliatelle al dente kochen. Fein gewiegte Schalotten und Knoblauch in 50 g Hummerbutter anschwitzen, mit Cognac und Tomatensaft ablöschen, salzen, pfeffern. Nudeln darin schwenken. Luxus-Variante: Hummerkrabben in der Schale mitbraten.

Varianten: Safran-, Kaviar- oder Sardellenbutter, Nuss- und Mohnbutter (himmlisch zu Rote-Bete-Ravioli!) 

La Cucina Povera - Simplizität und Delikatesse

Die italienischen Regionalküchen haben neben ihrem individuellen Charakter eines gemeinsam: Neben der gehobenen Küche der cucina alto-borghese (deren sich früher der Adel bediente) haben sich überall die authentische cucina povera (ländliche Alltagsküche) und die originale cucina casalingua (Hausmannskost) behauptet. Sie entfalten ihren besonderen Charme in der Kunst des Einfachen, das keine Schlichtheit bedeutet. Die scheinbare Leichtigkeit des Kochens scheut keinen Aufwand (Beispiel Risotto!), hält sich aber an die naturbelassenen Zutaten, die im Küchengarten wachsen oder am Markt zu bekommen sind, und versteht sich darauf, kleinste Reste zu verwerten.

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Risibisi (Erbsenrisotto), ribollita (Brotsuppe) und frittata (Eierkuchen), minestrone (Gemüsesuppe), panzanella (Brotsalat), stoccafisso (Stockfisch) und baccalà (Kabeljau) sind natürliche bodenständige Mahlzeiten, die für wenig Geld nicht nur fix satt, sondern auch fix selig machen. Kochgeschirr aus traditionellen Materialien wie Gusseisen findet hier seinen Einsatz. Natürlich ist Italien von den Göttern gesegnet mit einem Klima, das Obst und Gemüse mit Geschmack und Gehalt reifen lässt, mit Zugang zu fangfrischem Fisch beinahe überall, ländlichen Agrartraditionen, die sich bis in die Städte hinein halten, dem kulturellen Erbe einer genussverliebten antiken Weltmacht.

Aber auch bei uns gewinnt die einfache Küche, die sich an Produktqualität und Authentizität orientiert, an Boden, allerdings ohne eines 1:1 kopieren zu können: In Gesellschaft zu genießen hat in Italien einen höheren Stellenwert als die Exklusivität dessen, was auf den Tisch kommt. Wie kein anderes Volk haben wir Appetit auf fremde Länderküchen. Andererseits scheint es oft, als wollten wir aus dem Kochen eine Wissenschaft machen. Dabei sollte doch eines gelten: Gegessen wird, was schmeckt. Und gekocht wird, was bekömmlich und zu haben ist, was seit Jahrtausenden in unserem Umfeld aufgezogen wird. Und beides mit Lust.

Nudelfrittata
2 Eier pro Person mit Salz und Pfeffer aufschlagen. Salamistückchen, Tomatenviertel, üppig geriebenen Käse einmischen. 100 g Nudeln pro Person oder Nudelreste vom Vortag zumengen, Mix in heißem Olivenöl in einer hohen Gusseisenpfanne abgedeckt bei mittlerer Hitze stocken lassen. Auf eine Platte stürzen und mit Kräutern bestreuen.

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Unangefochten Miss Universum

Kleine Wunder an Geschmack und Wandelbarkeit, ist die Nudel quer über den Planeten zuhause. Im Geburtsland China liebt man Wan Tans und Eiernudeln mit Rindfleischstreifen, Shii-Take-Pilzen und Thai-Basilikum, in Thailand Reisnudeln mit Curryrührei und Koriander oder Glasnudelsalat mit Tomatenchutney, Pfirsich und Shrimps, in Japan kalte Soba-Nudeln mit rohem Ei und in Indien süße Nudeln mit kandierten Früchten. Franzosen delektieren sich an grünen Papardelle mit Pfifferlingen und Seewolf oder Lumaconi mit Wildschwein und Steinpilzen.

Nudelsauce à la française
Butter, Ricotta und Crème fraiche miteinander zu einer Creme erhitzen, kräftig pfeffern, Lachskaviar unterheben. Mit einen Schuß Wermuth verlängern, mit Schnittlauch bestreuen.

Schwaben wäre ohne Käsespätzle mit Röstzwiebeln nicht komplett, in Mexiko gibt’s zu Rigatoni Chillibohnen und in den USA Rotelle mit Kürbis. Österreich kommt uns exotisch mit Nudel-Kraut-Speckfleckerl oder Pflaumenlasagne mit gerösteten Mandeln, Spanien hat seine Fideo-Nudeln in Sepia-Tinte, Schweden mischt Johannisbeeren unter - und speist man fein in Italien, kommen Fusilli mit getrüffelten Wachtelbrüstchen, Tagliatelle mit Jakobsmuscheln in Orangenbutter, Pasticcio von Lachs, Venusmuscheln und Krebsen oder Cannelloni mit Kaninchen-Morchelragout auf den Tisch. Und auf Sardinien:

Fiorelli mit Fenchel-Sardellen-Sauce und gegrillten Sardinen.*
Gehackten Knoblauch, Sardellenfilets, Fenchelsamen in Olivenöl anschwitzen, mit Weißwein ablöschen. Gesalzene und gepfefferte Sardinenfilets in der Grillpfanne anbraten, mit Pesto beträufeln. Alles gemeinsam mit al dente fiorelli, gerösteten Pinienkernen und Basilikumblättern anrichten.

Pasta, basta.

*Kochbuchtipps:
Kochen für Genießer, Teubner Verlag
Beer/Jaros, Die Ganze Welt der Pasta

Text: Sigrid Jo Gruner/ KochForm