Ende März freuen wir uns zwar über den kalendarischen Ausbruch des Frühjahrs, aber auf die neuen Freilandgemüschen aus deutschen Landen müssen wir noch geraume Zeit warten. Immerhin verwöhnt uns der April dann mit neuem Spargel, ab Mai leuchtet es farbenfroh auf allen Märkten. Je nach Gemüsesorte kann man sich bis Oktober über regionale Genüsse freuen.
Der Treibhausanbau macht’s möglich, dass wir auch in den eisigen Monaten auf manch typisches Frühjahrsgemüse zurückgreifen können, aber diese haben oft schon eine lange Reise hinter sich, was sich in der Nährstoffbilanz negativ auswirkt. Auch bei einheitlichen EU-Regelungen kann es bei Gemüseimporten aus anderen europäischen Ländern (und aus Marokko, Israel und Ägypten) zu höheren Nitrat- und Pestizidbelastungen kommen als bei einheimischem Gemüse.
Auf kurzen Wegen vom Acker zum Kochtopf
Dennoch würde heute wohl kaum jemand im Januar auf Frühlings-zwiebeln, Mangold oder Spitzkohl verzichten wollen, der Wert auf eine ausgewogene, vitaminreiche und frischebetonte Ernährung legt. Doch bei aller Faszination der Vielfalt - regional und saisonal schmeckt’s am besten. Wenn man einen guten Gemüsehof in der Nähe weiß, lohnt sich auch eine Extra-Fahrt. Was frisch geerntet in den Kochtopf wandert, belohnt mit Genuss und Nährstoffreichtum.
Dabei ist Bio-Gemüse für viele nicht ohne Grund die XXL-Wahl, zumal jetzt auch eine Reihe von Lebensmittelketten und Diskountern eigene Bio-Marken anbieten. Dem Verbraucher bleibt es aber oft unerschlossen, ob die Bio-Karotten aus Israel oder die marokkanischen Bio-Süßkartoffeln den Mehrwert an Bio liefern, den sie versprechen, denn die streng kontrollierten Bio-Gütesiegel des deutschen Marktes sind nicht 1:1 mit denen der ausländischen Anbauländer - falls vorhanden - vergleichbar.
Vom achtsamen Umgang mit jungen Pflänzchen
Echtes Frühjahrsgemüse besticht durch besondere Zartheit, Aroma und sortenreinen Eigengeschmack. Geht es dann noch eine Beziehung mit feiner Butter, Sahne und frischen Kräutern ein, sorgt es für Geschmackserlebnisse der besonderen Art.
7 Tipps für die Gemüseküche:
Lieblingsgerichte von Gärtnerin Rosa
Delikater Petersiliensalat
Von 300 g glatter, gut gewaschener Petersilie Stengel entfernen. Marinade aus Zitronensaft und -abrieb, Ahornsirup, Olivenöl, gepresstem Knoblauch, Meersalz und einigen eingeweichten Rosinen anrühren, über die Petersilienblätter geben. Sättigender ist es mit Knoblauchcroutons.
Rettichcarpaccio
Spinat-/Raukesalat
Großmutters Kraftschnitte
Marinierter Knoblauch
Zitronensauce (zur Gemüseplatte)
Sahnedip (zum Rohkostteller)
Das Plus für Gesundheit, Fitness und gutes Aussehen
Gemüse ist ein vitamin- und mineralstoffstrotzender Kraftprotz, den man bewusst genießen sollte. Hinter der Formel "5 x täglich rot-gelb-grün" steht keine neue Regierung, sondern die Empfehlung der Gesundheits- und Verbraucherverbände auf 5 Portionen oder insgesamt 600 g farbigen Gemüse- & Früchte-Mix am Tag.
Betacarotin steckt vor allem in rotem Gemüse, besonders positiv eingeschätzt werden Gemüsesorten, die mit einer intensiven Farbe (Paprika, Karotten) oder einem ausdrucksvollen Geruch locken (Lauch, Sellerie). Die in ihnen reichlich enthaltenen sekundären Pflanzenstoffen wirken vorbeugend gegen Krebs und vorzeitige Organalterung, bringen die Darmflora in Schwung und können den Cholesterinspiegel senken. Sekundäre Pflanzenstoffe, Flavonoide, Karotiniode, Vitamin C und E, Selen, Ballaststoffe und Phenole gehen gegen freie Radikale vor, stärken das Immunsystem und sorgen ganz nebenbei für eine straffe Haut.
Eine höchst wirksame Küchen-Apotheke
Auberginen
Ihre sekundären Pflanzenstoffe wirken cholesterin- und blutdrucksenkend.
Champignons
Enthalten üppig Kalium und Eisen. - Aber auf Frische achten! Erde komplett entfernen (Risiko: Bauchgrimmen).
Fenchel
Ätherische Öle wie Anissäure, Limonen, Fenchon geben ihm seinen Geschmack, Kalium, Vitamin C, Folsäure und Magnesium seine Wirkkraft bei Verdauungsbeschwerden.
Gartensalate
Neben 95% Wasser bieten sie Vitamin C, Folsäure, Kalzium, reichlich Kalium, Jod und etwas Eisen, helfen bei Schlaflosigkeit und Bronchitis. Leider sind sie anfällig für das Nitrat aus Düngemitteln, daher Bio-Salate bevorzugen!
Gemüsepaprika
Strotzen vor Vitamin C, das durch die wachsartigen Stoffe in der Schale auch noch lange nach der Ernte wirkt. Am besten roh oder gegrillt.
Kohlrabi
Ähnelt der weißen Rübe, hilft gegen Blutarmut, bei Atemwegserkrankungen und Magengeschwüren.
Möhren
Eine einzige liefert die Tagesdosis an Vitamin A. Gut für Haut, Widerstandskraft, Atmungsapparat und Lungen.
Pastinaken
Kaiser Tiberius ließ sie sich als Potenzmittel vom Rhein an den Tiber liefern.
Radieschen
Schätzten schon die Pharaonen, die ihre Pyramiden-Erbauer mit Knoblauch, Zwiebeln und Radieschen entlohnten. Ihre Schwefelverbindungen empfehlen sich bei Galle- und Leberproblemen.
Rote Bete
Das Blattgrün enthält Beta-Karotin, Folsäure, Kalium, Eisen und Vitamin C. Der frische Rohsaft gilt als ein wirksames Blutreinigungs- und Stärkungsmittel und Entlastung für die Leber.
Sellerie
Ihre Folsäure hilft entwässern. Aus Selleriesamen gewonnenes Öl hat eine stark beruhigende Wirkung.
Spinat
Powerfood durch reichlich Chlorophyll und Folsäure - hilft gegen Blutarmut, Müdigkeit und bei seelischen Belastungen, stärkt die Sehkraft und beugt Krebserkrankungen vor.
Süßkartoffel
Reich an Stärke und somit Energie, dazu Eiweiß, Vitamin C und Beta-Karotin. 100 g täglich können das Lungenkrebsrisiko beachtlich senken.
Weiße Rüben
Bei 24 Kalorien/100 g ergeben sie eine magenfüllende und figurschonende, dabei noch vitaminreiche und delikate Mahlzeit.
Zucchini
Sind als preiswerter Vitamin-A-Schub hilfreich bei Hautproblemen.
Zwiebeln, Lauch und Knoblauch
Wurden schon im alten Ägypten, bei den Römern und nordamerikanischen Ureinwohnern in den Kochtopf geschnibbelt. Ihr Reichtum an schwefelhaltigen Aromastoffen hilft bei Erkältung, Bronchitis und Halsschmerzen, Arthritis und Gicht.
Als Nur-Beilage viel zu schade!
Längst haben sich die Gemüse emanzipiert und treten nach ihrem früheren Schattendasein als Bei- oder Einlage immer häufiger als Hauptperson in schmackhaften Ein- oder Mehrpersonenstücken auf, von der Suppe bis zum Dessert.
Rüblisuppe
Karotten mit frischen blauen Trauben
Selleriepüree mit Roten Beten
Spinatbällchen mit Schafskäse
Spitzkohl mit Sauerampfersauce
Rhabarber-Schaum
So gestärkt geben Sie der Frühjahrsmüdigkeit keine und dem Wunsch nach leichter Kost im Sommer eine Chance!
Text: S. J. Gruner/ KochForm