

Sie kennen es doch auch - kurz nach Maria Himmelfahrt, wenn die Temperaturen über 30 Grad geklettert sind, finden wir es - das letzte Osterei des Jahres, das hinter dem Bücherregal oder im Nähkästchen ein stilles Dasein gefristet hat .. Jetzt zählen mehr die äußeren Werte, seinem glitzernden Stannioloutfit konnte die lange Liegezeit nichts anhaben. Die knallbunten kleinen Verführer aus Marzipan, Kirschtrüffel oder Nougat lassen uns jedes Jahr neu gute Vorsätze kaltlächelnd über Bord werfen.
Ostern bedeutet im Jahresablauf für viele wintermüde Menschen eine Zäsur, die sie schon deswegen voller Sehnsucht erwarten, weil sie damit die Schwelle zum Frühjahr verbinden, das Aufblühen der Natur und die Ahnung des nahenden Sommers. Jahrhunderte alte Osterriten, die an Frische nichts verloren haben, zeigen, wie stark noch heute das Osterereignis in der emotionalen Welt der Menschen verankert ist: Osterfeuer- und Osterräder sollen als Glücksbringer gegen böse Geister schützen, die gemeinsame Eiersuche vereint am Ostersonntag auch zerstrittene Familienmitglieder, zum Osterfrühstück lädt man sich die liebsten Menschen, das Osterwasser, das man früher frisch von der Quelle oder aus dem Brunnen holte, steht für Fruchtbarkeit und Reinheit, beim Osterspaziergang sinnierte schon Faust über des Pudels Kern und das Osterlämmchen darf als köstlich-luftiges Biskuitnaschwerk auf keinem traditionellen Ostertisch fehlen.
Das Osterei genießt eine lange Tradition, eine Interpretation, wie es zu seiner bunten Bemalung kam, sieht in der langen Fastenzeit vor Ostern, die den Verzehr von Eiern untersagte, seinen Ursprung. Die Eier, die fleißige Hennen in dieser Zeit legten, wurden gekocht, weil es zu früheren Zeiten ohne verlässliche Kühlsysteme keine Frischegarantie bis Ostern gab, und von den frisch gelegten dadurch selektiert, dass man sie mit Pflanzenextrakten bunt kennzeichnete.
Aber wie kam der Osterhase, der wie der Weihnachtsmann als Saisonarbeiter Schwerstarbeit leistet, zu seinem schweißtreibenden Handwerk?
Bis ins 16. Jahrhunderte hinein erkannte man als Überbringer der Ostereier den Fuchs, Hahn, Storch, Kuckuck, Kranich oder Auerhahn, je nach Region, auf jeden Fall Tiere, die sich im Frühjahr auf der Futtersuche bis in die Gärten der Menschen wagten. Auch der heute so selten gewordene Feldhase hielt sich gerne in der Nähe menschlicher Populationen auf, irgendwann schrieb man ihm die wundersame Eierproduktion zu, er konnte sich ja auch nicht wehren und schneller als eine Henne hoppelte er allemal.
Als Mondtier wird der Hase dem Osterfest zugeeignet, das als ein vom Mondlauf abhängiger Feiertag stets auf den ersten Sonntag des Frühlingsvollmondes fällt. In der Antike sprach man den Hasen der Liebesgöttin Aphrodite zu, seit Urzeiten bewies er seine Fruchtbarkeit in jedem Frühjahr durch vielköpfigen Nachwuchs in den Feldfluren neu. Auf das Fest der Ostara, der Sonnen- und Lichtgöttin heidnischer Zeiten, gehen die hell lodernden Osterfeuer zurück, der Mondhase war auch ihr Symbol, ihr wurden Eier geopfert. In spirituellem Sinne erzählt das Ostara-Ei vom Licht einer uralten Heils-Sonne. Ganz weltlich versprach man sich seit dem 12. Jahrhundert vom Verzehr kirchlich geweihter Ostereier reichen Kindersegen durch eine gesteigerte Manneskraft und Gesundheit. Heute ist der Ostersamstag der Tag, an dem die Ostereier gefärbt, bemalt, dekoriert und versteckt werden.
Eierkuchen
Tipp: Ein Extra-Pfännchen in der Küche nur für Eierspeisen ist kein Luxus
Eggs Benedict
Eine besonders geschätzte Geste ist es, zu einem liebevoll mit frischen Narzissen, Schokohasen und Frühlingskräutern dekorierten Ostertisch zu laden, auf dem sich Eierspeisen, frische Salate, Räucherfisch, überbackene Snacks, kalter Braten mit pikanten Saucen, Käsecreme und Obstsalat die Ehre geben. Nicht fehlen sollten eine delikate Kräutersuppe und ein Osterbrot, vielleicht einmal in der korsischen Variante?
Kräutersüppchen Frühlingserwachen
Osterküchlein nach Art des großen Korsen
Manche Lästerzungen behaupten ja, der Osterhase sei einfach dem Missgeschick eines unbegabten Bäckers geschuldet, dessen Teiglämmchen mehr einem Häschen glich...
Auf der spirituellen Ebene repräsentiert das blutjunge Milchlämmchen den Schöpfungsgedanken und die reine Unschuld. Schon in der Bibel opfert Stammvater Abraham statt seines Sohnes Isaak einen Opferwidder - und übertritt damit den Willen seines Gottes - , das christliche Lamm wird als österliches Auferstehungssymbol und Träger der Heilsbotschaft seitdem in dieser Gesinnung verzehrt, als reinigende und zugleich Feuer, Licht und Erneuerung signalisierende Speise.
Lamm verzehrt man zur Osterzeit überall in Europa, bei uns fand es in den letzten Jahren immer mehr Liebhaber, auch wenn der Pro-Kopf-Verzehr an Lamm- und Ziegenfleisch mit hierzulande noch nicht mal 1 kg pro Jahr den mediterranen Ländern hinterher hinkt. In Deutschland grasen die besten Landschafe in Vorpommern, in den Salzwiesen und auf den Deichen der Nordseeküste, in Westfalen, in der Lüneburger Heide, im Emsland, im Altmühltal. Neuseeland gilt als das Schafzuchtland schlechthin - allein 9 Mio. Hektar der insgesamt 22 Mio. Hektar Fläche werden als Weideland von Rindern und ingesamt 35 Mio. Schafen genutzt, in über 11000 kommerziellen Schafzuchtbetrieben sind sowohl Antibiotika (zu nicht-medizinischen Zwecken) und Wachstumshormone verpönt.
Lammfleisch begeistert mit Würze, Zartheit und Vielseitigkeit. Milchlämmchen werden bis zu sechs Monate alt, Mastlämmer bis zu einem Jahr, Hammel erreichen maximal zwei Jahre, Mutterschafe und Böcke dürfen länger leben. Aber immer ist ihr Fleisch mit reichlich Protein, Vitamin B12, Natrium, Eisen, Kalium, Calcium von hohem ernährungspyhsiologischem Wert. Lammfleisch verträgt gute Würze von Anis bis Zimt, Knoblauch und Zitrone verfeinert das Fleisch von älteren Tieren, Lamm kann Grill und Eisenpfanne gut leiden und füllt Schmortöpfe genauso gerne wie Römertopf und Bräter.
Gegrillte Lammkoteletts mit Zitronenbutter und Aprikosen (sardisch)
Lammkeule mit Roquefort (französisch)
Lammhaxe im Wurzelsud mit Kapern (skandinavisch)
Lammeintopf mit Lauch (walisisch)
Hammelragout mit weißen Bohnen (spanisch)